Freitag, 12. Dezember 2008

die Verlagsvorschau mit "Maiszerais" ist da!






















Endlich mal wieder ein paar Bilder in dieser Textwüste! Denn jetzt ist es offiziell: "Ich, der Räuber Maiszerais und die berühmteste Tafel Schokolade der Welt" erscheint im März 2009 bei dem Hamburger Kinderbuchverlag "edelkids".

Freud und Leid eines Autoren

Vor ein paar Tagen habe ich vom Verlag die wundervolle Nachricht erhalten, dass ein Bilderbuchprojekt von mir realisiert werden soll, welches mir sehr am Herzen liegt. Und zwar in Zusammenarbeit mit der von mir favorisierten spanischen Illustratorin Màriam Ben Arab!
Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die ich sogar noch vor "Maiszerais" geschrieben habe. Und Màriam hat dazu so wundervolle Skizzen eingereicht, dass mir beinahe die Tränen kamen! - kein Scherz, es ist eine traurige Geschichte.
Nun, jedenfalls hoffe ich sehr, dass sie am Ende auch den Lesern gefallen wird. Denn gerade heute Nachmittag hat mir die Lektorin eines anderen Verlages die Unfähigkeit bescheinigt, gute Bilderbuchtexte verfassen zu können. Das hat mich doch getroffen, muss ich zugeben. Auch wenn sie versucht hat es positiv zu formulieren.
Sie sagte, Bilderbuchtexte zu schreiben wäre eine hohe Kunst. Es ginge darum, mit nur wenigen Worten eine Atmosphäre zu schaffen. Und da gibt es nicht viele, die das können. Ich würde jedenfalls nicht dazu gehören, da ich zu ausufernd in meiner Erzähleweise bin - auch wenn meine Ideen an sich toll wären.
Für sie wäre ich eher ein Kinderbuchautor. Maiszerais fand sie seinerzeit allerdings auch nicht stimmig.
Tatsächlich bin ich ein wenig verunsichert und kann nur hoffen, dass sie nicht Recht behält.
Denn eigentlich schreibe ich sehr gerne Bilderbuchtexte.

Mittwoch, 24. September 2008

TA-TA!!!!

Gestern erfahre ich, dass das Demo der "Ellsworthy Brothers" bei meinem Verleger gut angekommen ist! Sie finden es lustig, und wollen sogar, dass Al den Räuberpart auch in der Endproduktion singt. Das freut mich sehr!! Nun heisst es aber erst einmal Ruhe bewahren, bis wir tatsächlich Verträge in den Händen halten.

Inspiriert von zwei Zeichnungen eines rosa Monsters auf Màriams blog, habe ich eine kleine Geschichte dazu geschrieben. Ein deutscher Freund ihrer Eltern ist gerade dabei, eine Arbeitsversion davon ins Spanische zu übersetzen. Gleichzeitig bemühe ich mich hier in Deutschland schon mal um einen Verlag.

Ein weiteres neues Bilderbuchprojekt, ist durch meine Arbeit mit den Kindern an unser Kunstschule entstanden. Genauer gesagt, den Jungs. Meiner Frau und mir ist aufgefallen, dass Jungs, sobald sie einigermaßen figürlich darstellen können, mit Hingabe Monster und Roboter zeichnen. Das ist etwa ab dem vierten Lebensjahr so. Wenn man aber als Eltern ihren Interessen nachkommen will, muss man entweder Superheldencomics kaufen, oder die Kinder vor die Glotze setzen.
Im Kinderbuch hingegen wird das Bedürfnis der Befriedigung "männlicher Allmachtsfantasien" (so meine Frau) nahezu völlig ausgeblendet.
Dem entgegen stelle ich nun "Der größte, stärkste und mutigste Kampfroboter der Welt, aller Welten und aller Sterne"!
Lustigerweise sind die Kinder (sogar die Mädchen) alleine von dem Titel dermaßen beeindruckt, dass sie sofort wissen wollen, worum es in der Geschichte geht.
Glücklicherweise habe ich in Patrick Wirbeleit jemanden gefunden, der meine Idee (sein Sohn wird demnächst Fünf) begeistert aufgenommen, und auch schon die ersten Skizzen angefertigt hat. Jetzt heisst es "nur noch" einen mutigen Verleger finden, der von dieser Idee ebenso begeistert ist, wie wir und die Kinder.

Sonntag, 17. August 2008

Wieder zurück!


Diese Fotos habe ich von meinem Bruder während der Arbeit an den "Maiszereis" Liedern gemacht. Da Al kein Deutsch spricht, haben wir zunächst alle Stücke auf Englisch geschrieben.
Auf den Fotos kann man übrigens deutlich unsere Verwandschaft erkennen - hohe Stirn und ein Hang zu außergewöhnlichen Bartmoden.
Es hat mir eine Menge Spaß gemacht mit Al die Stücke auf den Weg zu bringen, zumal ich ja sonst mit Musik machen leider nicht so viel zu tun habe. Allerdings waren dann drei Tage arbeiten und die ganze Zeit aufeinander hocken genug für beide von uns.
Ich (und auch der Verlag) bin nun sehr gespannt auf die endgültigen Versionen der Stücke! Wenn alles klappt, sollten sie Ende des Monats fertig sein.

Sonntag, 27. Juli 2008

Illustrationen

Auch in meinem "neuen Beruf" als Kinderbuchautor, hat sich einiges getan seit dem letzten Post.
Nach einigem hin und her um die Illustrationen für Maiszerais, ist die Wahl nun auf Patrick Wirbeleit gefallen.
Ich muss zugeben, dass er nicht meine erste Wahl war. Die Zeichnungen, die ich bisher von ihm kannte, waren mir immer einen Tick zu süßlich. Aber nachdem unsere zwei "erste Wahlen" aus zwei verschiedenen Gründen ausfielen, schlug meine Lektorin vor, es doch einmal mit Patrick zu probieren. Und tatsächlich: sein Maiszerais begeisterte uns alle auf Anhieb. Jetzt kann ich mich beruhigt auf das fertige Buch freuen!
Ein anderes Buchprojekt, für das ich eine wundervolle Illustratorin habe begeistern können, ist die Geschichte von dem (unerträglich schlecht) reimenden "Piratenkapitän Glocke".
Entstanden ist "Captain Bell" auf Englisch. Alistair hat mir bei den Reimen geholfen, und hat auch sonst einen nicht unwesentlichen Autorenanteil an der Bilderbuchgeschichte.
Der Name der Illustratorin ist Mariàm Ben Arab. Auf ihrem Blog sind sogar die Skizzen, sowie die farbige Probeseite zu Captain Bell zu bewundern. Jetzt müssen wir nur noch einen passenden Verlag dafür finden.

Cambridge













Jetzt habe ich aber wirklich, wirklich lange nichts mehr von mir hören lassen!
Wie angekündigt, war ich in England. Dort traf ich mich leider nicht mit dem Mann, von dem ich gehofft hatte, er könne mir etwas mehr über Balthus künstlerisches Schaffen erzählen. Ich hatte mich beim Termin mit ihm doch tatsächlich um einen ganzen Monat vertan!!
Als man mich über meinen Fehler aufklärte, war ich natürlich dementsprechend schlecht gelaunt.
Dass ich dennoch ein paar nette Stunden in Cambridge verbrachte, verdanke ich meinem Freund dort, und dem "DINER OUT", meinem Lieblings Coffee House.
Auf dem Foto sieht man mich, bevor ich meinen ersten Schluck Tee hatte. Der Raum im ersten Stock ist tatsächlich nicht viel größer, als auf diesem Foto zu erkennen. Man hat also gute Chancen vom Fenster aus einen wundervollen Blick auf die berühmte "Round Church" zu werfen, während man an seinem frisch belegten Sandwitch knabbert.
Anschließend fuhr ich noch ein paar Tage zu meinen Eltern. Dort stellte ich fest, dass mein Frust, nichts über meinen Ur Großvater herausgefunden zu haben, so groß war, dass ich während meines gesamten Aufenthaltes kein einziges Mal die Truhe mit seinen Sachen öffnen mochte.
In der zweiten Augustwoche fliege ich wieder rüber. Diesmal allerdings, um meinem Bruder Alistair einen Besuch abzustatten. Wir wollen gemeinsam an den Songs weiter arbeiten, die er für Maiszerais geschrieben hat. Er lebt seit kurzem in Hastings. Dort ist es noch nicht so überteuert wie in London, aber auch nicht zu weit um bei Bedarf reinzufahren. Das zieht viele Künstler an. Mal sehen, wie lange noch. Für Al ist es aber am wichtigsten, die Nordsee vor der Tür zu haben. Da geht es ihm wie mir. Wenn man mit dem Meer aufgewachsen ist, kann man auf Dauer nicht ohne sein.

Sonntag, 8. Juni 2008

Maiszerais in Englisch

Das Liederalbum für mein Buch "Ich, der Räuber Maiszerais und die berühmteste Tafel Schokolade der Welt" wird zunächst einmal auf Englisch entstehen. Zu meiner großen Freude wird sich mein Bruder Alistair daran probieren dürfen, die Musik zu komponieren. Ich hoffe, dass auch der Verlag seinen Gefallen an seinen Liedern finden wird.
Um eine Zusammenarbeit zu vereinfachen, werde ich für ihn das Exposé des Buches ins Englische übersetzen. Vielleicht stelle ich es dann auch gleich auf diesen Blog.
Der englische Buchtitel steht schon fest:
"Me, Stinky Torncorn and the incredible chocolate bar"

Montag, 2. Juni 2008

Es ist entschieden!

Nachdem sich zwei Verlage fast zeitgleich für mein Manuskript vom "Räuber Maiszerais" entschieden hatten, war es plötzlich an mir eine Wahl zu treffen. Ich entschied mich gegen den rennomierten, etablierten Verlag, zugunsten desjenigen, der sich zwar neu am Kinderbuchmarkt zu platzieren sucht aber meinen Ideen mit mehr Offenheit begegnet. Darüber freue ich mich sehr!
Im Gegensatz zu meinen kleineren Texten, die allesamt Auftragsarbeiten waren, habe ich mich entschlossen "Ich, der Räuber Maiszerais und die berühmteste Tafel Schokolade der Welt" nicht unter meinem Pseudonym, sondern unter meinem richtigen Namen zu veröffentlichen.
Das Buch wird durchgehend farbig illustriert, und soll zeitgleich sogar als Hörspielfassung produziert werden! Großartig finde ich das!
Sobald ich weiß, wer die Illustrationen anfertigen wird, und ob es vielleicht sogar noch eine CD mit Räuberliedern geben wird, werde ich hier davon berichten.
Nächste Woche fahre ich für ein paar Tage zurück nach England. Genauer gesagt Cambridge. Ich besuche dort einen alten Freund und habe außerdem eine Verabredung mit einem Mann, der mir eventuell etwas über Balthus erzählen kann. Auch darauf freue ich mich schon. (Hach! Ist das Leben nicht wundervoll?!:)

Donnerstag, 13. März 2008

Balthus Ellsworthy

Einer der Gründe weshalb ich diesen Blog schreibe, ist mein Ur Großvater Balthus Elsworthy, von dem noch niemand etwas weiß. Das will ich ändern.
Wenn man seinen Namen bei Google eingibt, bekommt man nicht einen einzigen Eintrag angezeigt. Ganz so, als hätte es ihn nie gegeben. Natürlich geht das vielen anderen Menschen auf der Welt auch so. Aber Balthus Ellsworthy war, bevor er sich entschied Fischer zu werden, Teil der Arts and Crafts Bewegung in England, Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein unbedeutender zwar, aber kein untalentierter. So weit ich das beurteilen kann. Und niemand wusste davon! Nicht einmal meine Familie.
Erst als vor ein paar Jahren in einem der übrig gebliebenen Häuser von Grumby, beim Abriss eine Truhe mit seinem Namen gefunden wurde, kam dieser Schatz zurück in die Hände unserer Familie.
In dieser Truhe befanden sich von ihm illustrierte Handabschriften klassischer Literatur, Skizzenbücher voll von Muster- und Möbelentwürfen, sowie ein paar kleinere Tafeln mit Portraitmalerei.
Pikanterweise, fand man jene Truhe nicht in unserem ehemaligen Haus. Das war nämlich damals vom Sturm hinfort gerissen worden. Es befand sich stattdessen unter den Bodendielen eines anderen Hauses. Das Haus, in der jene Frau wohnte, von der die Leute im Dorf immer vermuteten, mein Großvater hätte eine Affäre mit ihr gehabt.

Ich habe mir vorgenommen, mehr über die zwei Leben des Balthus Ellsworthy in Erfahrung zu bringen. Und zu diesem Zweck werde ich wieder öfter nach England reisen, was mir leider nicht so oft möglich ist, wie ich es gerne hätte. Meine Eltern, bei denen die Truhe steht, wird es sicher freuen.
Nach und nach, werde ich dann hier ausschnitte und Beispiele seiner Arbeit zeigen, und so weit es mir möglich ist kommentieren. Auf diese Weise hoffe ich, ein wenig mehr Licht auf diesen Mann zu werfen, der so talentiert begann, um dann plötzlich mit allem zu brechen und als einfacher Fischer sein Leben fort zu führen.
Würde es ihn wohl freuen, wenn er wüsste, dass ich in seine künstlerische Fußstapfen gestiegen bin? Oder hätte er ein paar gute Gründe parat, weshalb ich damit lieber so schnell wie möglich aufhören sollte (um Fischer zu werden)?

Sonntag, 9. März 2008

Grumby Deutschland

Vor ein paar Jahren fuhr ich zufällig (na gut, ich hatte mich verfahren) durch ein klitzekleines Dorf in der Nähe von Flensburg. Als ich das Ortsschild sah, dachte ich nicht richtig zu sehen. Aber ohne Zweifel stand dort jener Name geschrieben: Grumby.
Ich lachte, aber irgendwie war ich gleichzeitig auch traurig. Was würde meine Großmutter wohl gesagt haben, wenn ich ihr davon noch hätte berichten können? Sicherlich hätte sie gelacht.
Dass ein Ort existiert, der tatsächlich gar nicht so weit entfernt von dem Hof ihrer Eltern gelegen hat - ganz so wie sie es damals erwartete, als mein Großvater ihr seinen Zettel hinhielt: Grumby.
Ich hielt lieber nicht dort an. Wozu auch.

Ich in Deutschland

1984 war ein großartiges Jahr, um als kreativer Mensch in Deutschland zu sein. Besonders in Berlin. Das war sogar bis nach England durch gedrungen. Sogar bis zu mir. Und so fuhr ich in die große Stadt mit der berühmten Mauer. Und so blieb ich kleben.
Ich jobbte tagsüber. Meiner Kunst ging ich Abends nach: als Sprayer. Bald schon verliebte ich mich in eine „echte“ Künstlerin, und begann doch noch Kunst zu studieren.
Das ging so lange gut, bis sie der Kunst wegen nach London gehen wollte und ich nicht.
Aus Trotz zog ich nach Schleswig Holstein. Nur um ihr zu zeigen, dass man als Künstler auch berühmt werden kann, wenn man am A. der Welt lebt. Nun. Ich kann nicht genau sagen, wie sich das mit den anderen Künstlern verhält, die auf dem Land leben, ich jedenfalls wurde nicht berühmt. Meine Ex Freundin in London hingegen schon.
Bis heute wohne ich in jenem Dorf, in das es mich Anfang der Neunziger von Berlin aus verschlug. Ob es nun an den Genen meiner Großmutter lag, oder an meiner Trägheit, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe hier viele Freunde, und eine wunderbare Frau, die es nicht nur mit mir aushält, sondern mit der ich sogar gemeinsam arbeiten kann.
Wir leben auf dem ehemaligen Bauernhof ihrer Eltern, und haben uns den Schweinestall zu einer Kunstschule für Kinder und Jugendliche ausgebaut.
Wenn ich mal selbst keine guten Ideen für meine Geschichten habe, klaue ich mir einfach welche von den Kindern. Und Kinder sind ständig hier! wenn sie nicht in der Schule sind, klettern sie liebend gerne in unseren alten Obstbäumen herum, die mit Abstand die besten Kletterbäume weit und breit sind!
Johanna, die siebenjährige Tochter unserer Nachbarn, hat sogar schon damit angefangen, sich extra Geschichten für mich auszudenken.

Die Geschichte meiner Großmutter und meine

Als Kind fand ich die Geschichte, wie meine Großmutter nach England kam, einfach nur toll. Als verliebter Teenager fand ich sie unheimlich romantisch. Aber so richtig geglaubt, hatte ich sie eigentlich nicht.
Erst mit neunzehn, nachdem meine Großmutter gestorben war, kam ich auf die Idee, zumindest die Sache mit den Ortsnamen mal nach zu prüfen.
Das war schnell herausgefunden. Schließlich sind Wikinger in Yorkshire ein echtes Thema. Und selbst wenn ich bis dahin noch nie von der genauen Bedeutung der „by – Endung“ gehört hatte, so konnte man mir in York problemlos die Existenz dieser Endungen in Norddeutschland zu bestätigen. Im nachhinein frage ich mich, warum ich nicht einfach in einen Weltatlas geschaut habe, aber ich war schon immer etwas umständlich.
Ich hatte eine Ausbildung als Schriftsetzer hinter mich gebracht, und wollte eigentlich nach Cambridge, um dort Kunst zu studieren. Einen Platz hatte ich bereits.
Drei Wochen vor Studienbeginn, setzte ich mich in die Fähre nach Hamburg, um den Ort zu besuchen, den meine Großmutter, immer als ihren Geburtsort beschrieben hatte. Dort angekommen, war ich schlicht aus dem Häuschen. Denn alles sah noch fast genau so aus, wie sie es immer so lebendig in ihren Geschichten beschrieben hatte. Natürlich gab es im Ort niemanden mehr, der so alt war, sich noch an meine Großmutter erinnern zu können. Aber auf dem Friedhof zwei Orte weiter, fand ich tatsächlich Grabsteine mit ihrem Mädchennamen. Leider lebte in der näheren Umgebung niemand mehr mit diesem Namen. Und so muss ich annehmen, dass ihre Geschwister entweder im Krieg umgekommen, oder sich unter anderen Namen verheiratet hatten.
Ob mein Großvater mit seinem Fischerboot einst tatsächlich quer über die Nordsee segelte, konnte ich nicht mehr herausfinden. Aber ich stelle es mir gerne vor.

Mittwoch, 5. März 2008

Geschichten meiner Großmutter; ihre eigene

Früher, als ich noch in „old“ Grumby wohnte, lebte auch meine Großmutter noch.
Sie war unheimlich alt (jedenfalls kam mir das immer so vor), und sie war geboren in Deutschland. Genauer gesagt, in Schleswig Holstein. Was ich neben ihren Backkünsten am meisten an ihr schätzte, war die Art, wie sie Geschichten erzählen konnte.
Eine dieser Geschichten war die, wie mein Großvater sie mit einem Trick (so nannte sie es) einst nach England gelockt hatte.
Aus irgendwelchen Gründen, war mein Großvater mit seinem Fischkutter, einmal quer über die Nordsee geschippert. Dabei umrundete er Dänemark, und landete letztlich auf der Ostseeseite Schleswig Holsteins. Das war Anfang der dreißiger Jahre. Meine Großmutter war damals siebzehn, und sie verliebte sich augenblicklich in jenen gutaussehenden Mann, der sogar ein großes Fischerboot sein eigen nennen konnte. Auch mein Großvater hatte sich verliebt. Er schrieb, da er kaum deutsch konnte, den Namen des Ortes auf, aus dem er stammte: Grumby.
Nun muss ich vielleicht dazu sagen, dass an jener Küstenseite Schleswig Holsteins, ebenso wie in Yorkshire, viele Ortsnamen mit der Silbe „by“ enden. Dies ist ein Überbleibsel aus jener Zeit, in der die Wikinger in eben diesen Regionen siedelten. Bei den Wikingern bedeutete „by“ nichts anderes als Ort, Siedlung oder Stadt. Auch wenn der Name des Ortes, aus dem meine Großmutter stammte, nicht auf „by“ endete, kannte sie doch genug Namen von umliegenden Dörfern, um berechtigt anzunehmen, dass der Mann ihrer Träume sicher nur ein paar Orte weiter wohnt. Weiter war meine Großmutter allerdings noch nicht herum gekommen. Autos, so genannte Motorkutschen, fuhr zu jener Zeit nicht einmal der größte Bauer des Ortes. Und bis auf den nächsten großen Ort mit Kirche, hatte meine Großmutter damals noch nicht viel von der Welt gesehen.
Das war also, laut meiner Großmutter, der Trick ihres Mannes gewesen, sie aus Deutschland fort zu bringen. Ich allerdings vermute, dass er einfach nur ehrlich ihr gegenüber sein wollte, als er den Namen aufschrieb. Und sicher war er ziemlich erstaunt, dass ihm dieses junge Ding einfach so nach England folgen wollte.
Sie packte also ihre Sachen und holte sich den Segen, sowie ihre Aussteuer vom Vater. Und der war im Grunde froh, seine jüngste Tochter (er hatte derer fünf) bei einem Fischer mit eigenem Boot gut versorgt zu wissen.
Die Fahrt nach Grumby dauerte natürlich doch länger, als meine Großmutter erwartet hatte. Aber als frisch Verliebte verging ihnen die Zeit dennoch wie im Fluge.
„An die Sprache musste ich mich erst noch gewöhnen, aber sonst sah eigentlich alles genau so aus, wie bei uns zu Hause. Sanfte Hügel, Meer. Sogar der Schlag von Menschen war derselbe. Ich habe mich sofort wohl gefühlt.“
Tatsächlich ist meine Großmutter nie wieder nach Deutschland zurück gekehrt.

New Grumby

Ich wurde 1963 in einem kleinen Küstendorf namens Grumby, in der Grafschaft Yorkshire geboren. Dort wuchs ich auf. Heute gibt es diesen Ort leider nicht mehr. Er verschwand, als Englands Küste von einer verheerenden Sturmflut heimgesucht wurde. Damals wurde ein Großteil der Häuser mit in die Nordsee gerissen.
Als alles vorbei war, standen nur noch so wenige Häuser da, dass deren Besitzer einfach den Leuten hinterher zogen, die ihre Häuser verloren hatten. Schließlich hatten ihre Familien schon seit Generationen nebeneinander gelebt. Und ob sie sich nun mochten oder nicht, sie hatten sich aneinander gewöhnt. So besiedelten sie die komplette Neubausiedlung der am nächsten gelegenen Stadt und nannten sie „New Grumby“. Das ärgerte zwar den Bürgermeister, aber sonst auch wirklich niemanden. Auf den Landkarten der Gegend ist „New Grumby“ natürlich nicht verzeichnet. Meine Eltern leben noch heute dort.