Sonntag, 9. März 2008

Die Geschichte meiner Großmutter und meine

Als Kind fand ich die Geschichte, wie meine Großmutter nach England kam, einfach nur toll. Als verliebter Teenager fand ich sie unheimlich romantisch. Aber so richtig geglaubt, hatte ich sie eigentlich nicht.
Erst mit neunzehn, nachdem meine Großmutter gestorben war, kam ich auf die Idee, zumindest die Sache mit den Ortsnamen mal nach zu prüfen.
Das war schnell herausgefunden. Schließlich sind Wikinger in Yorkshire ein echtes Thema. Und selbst wenn ich bis dahin noch nie von der genauen Bedeutung der „by – Endung“ gehört hatte, so konnte man mir in York problemlos die Existenz dieser Endungen in Norddeutschland zu bestätigen. Im nachhinein frage ich mich, warum ich nicht einfach in einen Weltatlas geschaut habe, aber ich war schon immer etwas umständlich.
Ich hatte eine Ausbildung als Schriftsetzer hinter mich gebracht, und wollte eigentlich nach Cambridge, um dort Kunst zu studieren. Einen Platz hatte ich bereits.
Drei Wochen vor Studienbeginn, setzte ich mich in die Fähre nach Hamburg, um den Ort zu besuchen, den meine Großmutter, immer als ihren Geburtsort beschrieben hatte. Dort angekommen, war ich schlicht aus dem Häuschen. Denn alles sah noch fast genau so aus, wie sie es immer so lebendig in ihren Geschichten beschrieben hatte. Natürlich gab es im Ort niemanden mehr, der so alt war, sich noch an meine Großmutter erinnern zu können. Aber auf dem Friedhof zwei Orte weiter, fand ich tatsächlich Grabsteine mit ihrem Mädchennamen. Leider lebte in der näheren Umgebung niemand mehr mit diesem Namen. Und so muss ich annehmen, dass ihre Geschwister entweder im Krieg umgekommen, oder sich unter anderen Namen verheiratet hatten.
Ob mein Großvater mit seinem Fischerboot einst tatsächlich quer über die Nordsee segelte, konnte ich nicht mehr herausfinden. Aber ich stelle es mir gerne vor.

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